Strom ist faszinierend. Wir lernen in der Schule, was genau hinter der Energie steckt, die über Kabel und Steckdosen überall in der modernen Welt verteilt wird. Wie genau sie funktioniert, verstehen aber die Wenigsten. Elektronen, die sich von Plus- zu Minuspol bewegen und Wechselstrom, der ständig seine Richtung ändert, sind Informationen, die sehr abstrakt sind. Wir wissen allerdings, dass Strom auch gefährlich sein kann. Schon als Kind bemühen sich unsere Eltern darum, uns von den Steckdosen fernzuhalten und in den meisten Haushalten mit Kindern kommen spezielle Schutzabdeckungen zum Einsatz, um die Steckdosen zu verschließen. Dabei ist Strom heute wirklich allgegenwärtig. Selbst in entlegenen Berghütten, oder auf kleinen Inseln, ohne Anschluss an das Stromnetz, wird autonom Strom erzeugt. Dieselgeneratoren, Solarzellen, oder Windräder sorgen für ausreichend Strom. Nachdem Strom also in allen unseren Lebensbereichen präsent ist und wir die Gefahren eines Stromschlags kennen, stellt sich die Frage, warum es so wenig Stromunfälle gibt. Ist ein Stromschlag tödlich? Diese Frage kann man sich, angesichts der seltenen Meldungen über echte Unfälle, durchaus einmal stellen. Die Antwort ist nicht einfach.
Sicherheit
Vor gar nicht allzu langer Zeit waren in den Haushalten Schmelzsicherungen im Einsatz. Keramikteile, die in spezielle Fassungen im Sicherungskasten eingespannt wurden. Der Strom für einen Stromkreis floss durch diese Sicherung. Im Inneren befindet sich ein Draht, der für eine bestimmte Stromstärke ausgelegt ist. Fließt mehr Strom, als es sollte, schmilzt der Draht und unterbricht den Stromkreis. Das verhindert auf der einen Seite, dass die Leitungen zu heiß werden und ein Kabelbrand entsteht. Auf der anderen Seite schaltet die Sicherung damit auch den Strom ab, wenn etwas in den Stromkreis gerät. Heute sind diese Schmelzsicherungen durch Sicherungsautomaten ersetzt. Kleine Schalter, die den Strom einfach abschalten, wenn sie zu heiß werden. Diese Sicherungen reagieren allerdings nur auf einen zu hohen Strombedarf. Den wirklichen Schutz liefert der FI-Schalter. Ein Schalter, der darauf reagiert, wenn der Stromkreis nicht mehr geschlossen ist. Normalerweise fließt der Strom im Kreis. Gerät man beispielsweise mit der Hand in den Stromkreis, dann verbindet man den Leiter mit der Erde. Der Strom fließt dann nicht mehr zurück, sondern läuft über den Körper zur Erde. In diesem Fall schaltet der FI-Schalter ab und sorgt dafür, dass es zu keinem Stromunfall kommt.
Erdung
Ein weiterer Teil der Sicherung unseres Stromnetzes ist die Erdung. Jedes metallische Gehäuse ist heute geerdet. Sobald Strom an das Gehäuse angelegt wird, fließt er über die Erdung ab und die Sicherungen, oder der FI-Schalter reagieren unmittelbar. Das defekte Gerät kann nicht in Betrieb genommen werden. Ohne Erdung bleibt der Stromkreis offen und wird erst geschlossen, wenn jemand das Gehäuse berührt. In dem Moment wird wieder die Verbindung zur Erde hergestellt und der Strom fließt durch den Körper. Zusammen mit modernen Sicherungen und hohen Sicherheitsstandards bei Geräten, die verkauft werden, ist die Verwendung von Strom weitgehend ungefährlich. Trotzdem empfiehlt es sich, großen Respekt vor der unsichtbaren Energie zu haben. Defekte Geräte können durchaus eine Gefahr darstellen. Es ist daher wichtig, solche Haushaltsgeräte nicht mehr zu verwenden. Spätestens, wenn einmal eine Sicherung ausgelöst hat, nachdem ein Gerät in Betrieb genommen wurde, darf es nicht mehr ans Netz genommen werden. Reparaturen darf nur ein Fachmann durchführen.
Gesetze
In Unternehmen gibt es für den Einsatz von Elektrogeräten und Elektroinstallationen strenge Vorschriften. So müssen alle Anlagen nach der DGUV V3 Prüfung freigegeben werden. So wie der TÜV bestätigen muss, dass ein Fahrzeug verkehrstauglich ist, so muss ein Unternehmen alle Elektroanlagen alle vier Jahre einer Inspektion unterziehen. Auch alle Elektrogeräte müssen jährlich geprüft werden. Nur wenn die Vorgaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung DGUV eingehalten werden, zahlen Versicherungen im Schadensfall. Löst ein Elektrogerät einen Brand aus, oder verletzt sich ein Mitarbeiter an einem solchen Gerät, dann ist es wichtig, die Prüfung durchgeführt zu haben. Dabei geht es allerdings nicht nur darum, gefährliche Berührungsspannung zu erkennen, sondern auch um andere mögliche Gefahren, bis hin zu einer hohen Geräuschentwicklung auszuschließen. Damit kann man sicher sein, am Arbeitsplatz keinen elektrischen Schlag zu bekommen. Im privaten Umfeld sieht das schon anders aus. Hier kommen doch immer wieder Geräte zum Einsatz, die seit Jahren, oder sogar Jahrzehnten im Einsatz sind. Materialermüdung und Abnützung kann bei solchen Elektrogeräten schnell zu einem großen Problem werden.
Ist ein Stromschlag tödlich?
Es kann also passieren, dass man über ein defektes Gerät, oder bei Arbeiten am Stromnetz, einen Stromschlag erleidet. Im Regelfall kommt es in einem modernen Haushalt nicht so weit. Die Sicherungen verhindern, dass defekte Geräte mit Strom versorgt werden und reagieren spätestens, wenn man in den Stromkreis gerät. Kommt es doch dazu, dass Strom durch den eigenen Körper fließt, dann ist einerseits der Weg des Stroms und andererseits die Stromstärke entscheiden. Pauschal kann man nicht beantworten, ob ein Stromschlag tödlich ist. Je nach Statur sind zwischen 5 und 15 Milliampere erforderlich, um einen Menschen zu töten. Fließt der Strom durch den Brustkorb, sind die Schäden umfangreicher, als wenn er beispielsweise nur durch ein Bein läuft. Die auftretenden Schäden sind einerseits Verbrennungen an der Ein- und Austrittsstelle, sowie entlang der Leitung durch den Körper und andererseits Muskelkrämpfe. Unser Körper steuert Nerven und Muskel mit elektrischem Strom. Wird von Außen Strom zugeführt, dann löst das Reaktionen der Muskeln aus. Sie ziehen sich zusammen und sorgen unter anderem dafür, dass man die Stromquelle nicht mehr loslassen kann. Sie lähmen die Atmung und bringen das Herz aus dem Rhythmus.
Blitze
Eine reale Gefahr, einen tödlichen Stromschlag zu erleiden, ist ein Blitz. Nicht jeder Blitz ist tödlich, aber wird man direkt getroffen, dann sorgt das zumindest für starke Verbrennungen. Herzrhythmusstörungen und Ohnmacht sind sehr wahrscheinlich. Es reicht aber auch aus, wenn der Blitz in unmittelbarer Umgebung einschlägt. Schutz findet man daher am besten in Gebäuden, in denen es einen Blitzableiter gibt, oder in Autos. Ein Fahrzeug bildet einen faradayschen Käfig. Die Spannung dringt nicht in den Innenraum. Schlägt also ein Blitz in ein Auto, oder ein Flugzeug ein, beeinträchtigt das die Passagiere nicht. Sich im Auto vor einem Gewitter zu schützen, ist also eine ausgezeichnete Strategie. Tödliche Stromschläge kommen mitunter vor, sind aber zum Glück ausgesprochen selten. Strom ist eine sehr ausgereifte Technologie und moderne Schutzmechanismen, sowie gesetzliche Vorgaben leisten ihren Beitrag zur Sicherheit.