Gregor Mendel gilt als Begründer der Erblehre. Der Augustinerpriester begann Ende des 19. Jahrhunderts damit, Erbsen zu kreuzen. Er beobachtete, wie die Kreuzung aus roten und weißen Blüten zu einer rosa Generation wurde. Eine Generation später, nach dem Kreuzen von zwei rosa Bohnenblüten, kamen die Eigenschaften der Großeltern wieder zum Vorschein und weiße und rote Blüten waren genauso vertreten, wie rosa. Diese Erkenntnis sorgt dafür, dass das Verdeln von Obstbäumen notwendig ist.
Der Apfel und der Kern
Zwar ist es nicht ganz so einfach, aus einem Apfelkern wirklich einen Apfelbaum zu ziehen, aber mit der richtigen Vorgehensweise ist es recht zuverlässig umzusetzen. Die Kerne müssen eine Weile im Kühlschrank gelagert werden, bevor sie keimen. Anleitung dafür gibt es im Internet viele. Allerdings gibt es dabei einen Haken. Der perfekte Apfel, bzw. seine Kerne sind keine Garantie für einen Apfelbaum, der ebenfalls perfekte Äpfel trägt. Die Erklärung dafür hat uns Gregor Mendel gegeben. Die eigenen Eigenschaften werden nicht 1:1 an die Kinder weitergegeben. Wir kennen das vom eigenen Nachwuchs. Sie sehen oft auch den Großeltern ähnlich, oder haben Eigenschaften, die es zuletzt vor mehreren Generationen gab. Ein schwarzhaariges Paar kann also problemlos ein strohblondes Kinde bekommen.
Dominant und rezessiv
In unseren Genen tragen wir immer zwei Eigenschaften. Eine, die dominante Eigenschaft setzt sich durch. Trotzdem tragen wir auch eine zweite Version. Wer schwarze Haare hat, der kann auch blonde Gene tragen. Die Keimzellen, also Eizelle und Samen werden jeweils nur mit einer Hälfte der Gene ausgestattet. Tragen Vater und Mutter dunkles und helles Haar als genetische Information, dann gibt es männliche Samen- und weibliche Eizellen, die jeweils nur blond als Information tragen. Andere tragen nur schwarzhaarig, im Erbgut. Treffen nun zwei blonde Keimzellen aufeinander, dann wird das Kind blond. Diese Eigenschaft kann tatsächlich seit Generationen als verstecktes, bzw. rezessives, also unterdrücktes Gen vorhanden sein. Was beim Menschen der Fall ist, das passiert auch bei Obstbäumen. Die nächste Generation, die man etwa aus einem Apfelkern zieht, hat völlig andere Eigenschaften, als die Eltern.
Veredeln, eine uralte Technik
Das Veredeln von Obstbäumen ist eine uralte Technik. Erstmals im 4. Jahrhundert gibt es nachgewiesene Erwähnungen des Veredelns. Im Prinzip wird beim Veredeln ein Teil einer Pflanze auf eine andere Transplantiert. In Baumschulen werden Obstbäume veredelt um sie zu vermehren. Man zieht Apfelbäume aus Kernen und lässt sie entsprechend groß werden. Für die Veredelung benötigt man dann ein sogenanntes Edelreis. Vom Baum, den man vermehren möchte werden Äste geschnitten. Der Baum, wird knapp über der Wurzel ebenfalls geschnitten. Der Stamm und das Edelreis müssen dieselbe Dicke haben. Diese Methode der Veredelung nennt man Kopulation.
Methoden der Veredelung
Neben der Kopulation gibt es noch andere Varianten. Haben Stamm und Edelreis unterschiedliche Dicken, dann gibt es unterschiedliche Techniken um die zu verbinden. Das Ziel dabei ist jeweils das Kambium der beiden Teile aneinander zu legen. Da Kambium ist die grüne Schicht, direkt unter der Rinde. Hier wächst der Baum und transportiert Nährstoffe und Wasser. Neben der Variante, in der die Pflanze radikal abgeschnitten wird, kann man auch mit einem Auge, der kleinen Knospe, aus der ein neuer Trieb wächst, Obstbäume veredeln.
Klonen im Garten
Die Eigenschaft der Pflanzen, aufgesetzte Pflanzenteile zu akzeptieren und mit ihnen zu verwachsen, eröffnet umfangreiche Möglichkeiten. Man kann einen ertragreichen Baum beliebig oft Klonen und vermehren. Junge Triebe alter Bäume reichen aus, um auf einen bestehenden Baum dieselben Früchte wachsen zu lassen. Es ist auch möglich unterschiedliche Bäume auf einem einzigen Stamm zu veredeln. So entstehen sogenannte Familienbäume, Bäume auf denen 3, oder 4 verschiedene Apfelsorten verdelt wurden. So reifen nicht alle Äpfel gleichzeitig und man kann über mehrere Monate die unterschiedlichen Sorten ernten. Es ist, mit etwas Geschick und ein paar Versuchen, auch möglich, Birnen auf einen Apfelbaum zu veredeln. Das Veredeln von Obstbäumen ist die gängige Variante um einen Baum zu vermehren. Neben den Obstbäumen ist die uralte Technik auch bei Rosen üblich.